Am 25. Mai 2017 fand das Treffen der Staats- und Regierungschefs der NATO erstmals im neuen Hauptquartier des atlantischen Verteidigungsbündnisses am Boulevard Leopold III in Brüssel statt. Aus diesem Anlass wurden vor der eigentlichen Zusammenkunft zwei Denkmäler eingeweiht, die vor dem Hauptbesuchereingang stehen: Es handelt sich dabei einmal um ein Erinnerungsstück an die terroristischen Angriffe auf die USA am 11. September 2001, in deren Folge erstmals der Bündnisfall nach Artikel 5 des NATO-Vertrages ausgerufen wurde, sowie um zwei Segmente der Berliner Mauer. Die beiden Mauerteile wurden der NATO von der Bundesrepublik Deutschland geschenkt. Bei der Einweihungszeremonie hielten sowohl NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg als auch US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel Grußworte.

Die beiden Original-Segmente der Berliner Mauer vom Bautyp „Grenzmauer 75“, auch als Stützwandelement UL 12.41 bekannt, waren durch das Technische Hilfswerk (THW) von Berlin nach Brüssel transportiert und hier aufgestellt worden. Ausgesucht hatte sie das Auswärtige Amt, das hierfür von der Stiftung Berliner Mauer beraten wurde. Auf Wunsch des Außenministeriums sollten die Segmente sowohl authentisch in Bezug auf den baulichen Zustand als auch repräsentativ für die Ereignisse in den Jahren 1989/1990 sein. Die beiden Segmente hatten einst unterschiedliche Funktionen. Das rechte Segment, das heute näher zum Weg steht und auf dem ein Graffito mit roten Händen zu sehen ist, war Teil der äußeren Grenzmauer und markierte die direkte Grenze zu West-Berlin. Die Bemalung wurde wahrscheinlich noch vor dem Mauerfall aufgebracht und später teilweise von „Mauerspechten“ abgeschlagen. Der genaue ehemalige Standort dieses Segmentes ist unbekannt. Das andere Mauerteil dagegen war Teil der inneren Grenzmauer auf der Ostseite und befand sich im Gebiet zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz. Auf diesem Segment ist noch ein Teil eines stilisierten Auges und eines längeren Schriftzuges zu erkennen, der sich über mehrere Mauersegmente erstreckte: „Gorbi sieht alles.“ Da diese Bemalung auf der ehemaligen Ostseite des Mauerteiles angebracht war, muss sie aus der Zeit nach 1990 stammen. Der ursprüngliche Überkletterschutz ist nicht erhalten.

Die beiden Mauersegmente wurden mit einer Tafel versehen, deren Text in den offiziellen Arbeitssprachen der NATO, Englisch und Französisch, wie folgt lautet:

The Berlin Wall, a symbol of repression and fear, split the German capital from 1961. The NATO Allies opposed it with their enduring commitment to freedom, democracy and human rights – values which unite us to this day. Peaceful protest in Central and Eastern Europe brought the Wall down on 9 November 1989, paving the way for German reunification and an end to the division of Europe.

Le Mur de Berlin a coupé en deux la capitale de l’Allemagne dès 1961. À ce symbole d’oppression et de peur, les pays de l’OTAN ont opposé leur engagement pour la liberté, la démocratie et les droits de l’homme – des valeurs qui nous unissent jusqu’à ce jour. Les manifestations pacifiques en Europe centrale et orientale ont entraîné la chute du Mur, le 9 novembre 1989, annonçant la réunification de l’Allemagne et la fin d’une Europe divisée.

[Die Berliner Mauer, ein Symbol für Unterdrückung und Angst, spaltete die deutsche Hauptstadt ab 1961. Die NATO-Alliierten widersetzten sich ihr mit ihrem anhaltenden Engagement für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte – Werte, die uns bis heute verbinden. Der friedliche Protest in Mittel- und Osteuropa brachte die Mauer am 9. November 1989 zum Einsturz und ebnete den Weg für die deutsche Wiedervereinigung und ein Ende der Teilung Europas.]

Karte mit Standorten, an denen Teile der Berliner Mauer zu finden sind.