© Blackmore Library, Capital University
   Mauersegment in der Blackmore Library in Columbus
© Blackmore Library, Capital University
   Mauersegment in der Blackmore Library in Columbus

Bereits 1989 begannen in Amerika die Vorbereitungen auf den 500. Jahrestag der „Entdeckung“ des Kontinentes durch den spanischen Seefahrer Christoph Columbus. Mit zahllosen Veranstaltungen von Alaska bis Chile sollte das Jubiläum 1992 begangen werden. In den USA beschloss das zuständige Festkomitee, mit einer Gartenbauausstellung die Ankunft von Columbus zu feiern. Die Vorbereitungen zogen sich aber über mehrere Jahre hin. Als Veranstaltungsort wurde die nach dem „Entdecker“ benannte Großstadt Columbus im Bundesstaat Ohio ausgewählt. Unter der Schirmherrschaft der damaligen Präsidentengattin Barbara Bush wurden auf über 36 Hektar Fläche Blumenarrangements aus aller Welt ausgestellt.

Um mehr Touristen anzulocken, gab es zeitgleich noch weitere Ausstellungen, unter anderem eine Schau zu Deutschland, an deren Umsetzung der deutsche Unternehmer Günther Tukay beteiligt war. Der Inhaber einer großen Anlagenbau- und Recyclingfirma expandierte nach dem Mauerfall in die neuen Bundesländer. Seine Hansa Consulting GmbH war dort nach seinen eigenen Angaben sehr erfolgreich und sicherte in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zahlreiche Arbeitsplätze. Um amerikanische Unternehmen für ein Engagement in den neuen Bundesländern zu interessieren, unterstützte Tukay den deutschen Pavillon auf der Ausstellung in Columbus. Als besondere Attraktion hatte er eigens ein Mauersegment in die USA bringen lassen. Nach dem Ende der Ausstellung im Oktober 1992 bot er der Capital University an, das Mauerteil als Dauerleihgabe auf ihrem Campus zu belassen.

Mit Unterstützung der Huntington Bank wurde das 2,6 Tonnen schwere Teil am 3. Dezember 1992 zunächst in der Blackmore Library aufgestellt. Heute befindet es sich als „bedeutendes Symbol für den Triumph des menschlichen Geistes über unüberwindbare Zustände“ draußen auf einem Innenhof des Campus’ hinter der Huber-Spielman Hall. Die Reste eines „Devil“ („Teufel“), bunte Schneeflocken und die Jahreszahlen „89“ zieren das Mauerstück – allerdings auf der ehemals dem Osten zugewandten Seite, die nur sehr selten nach dem Mauerfall bemalt wurde. Die Westseite hingegen ist unbemalt grau. Damit dies so bleibt, wurde ein Hinweisschild angebracht, auf dem die Studenten gebeten werden, sich nicht selbst auf der Mauer zu verewigen. Anlässlich des 30-jährigen Mauerfalljubiläums veranstaltete das Institut für Geschichtswissenschaften zusammen mit einer Klasse des Studiengangs Film- und Medienproduktion am 7. November 2019 eine Gedenkveranstaltung, um an die Geschichte des universitätseigenen Mauerstückes zu erinnern.

Karte mit Standorten, an denen Teile der Berliner Mauer zu finden sind.