© Jeju Peace Institute
   Mauerkunstwerk am Jeju Peace Institute
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   Das Mauerkunstwerk von Jung Hyun Kim in Jeju
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   Ein Stück der innerdeutschen Grenze am Jeju Peace Institute
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   Informationstafel am Jeju Peace Institute
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   Rückseite der Mauersegmente vor dem Jeju Peace Institute
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   Mauersegmente vor dem Jeju Peace Institute

Am Morgen des 3. April 1948 begannen aufgebrachte Bauern und Fischer auf der südkoreanischen Insel Jeju einen Aufstand. Sie überfielen Polizeistationen und Behörden der Zentralregierung in Seoul. Für kurze Zeit gelang es den schlecht bewaffneten Rebellen, die Insel unter ihre Kontrolle zu bringen. Dann schlugen der südkoreanische Geheimdienst und die Armee gnadenlos zurück.

Anlass für den Aufstand war das Militärregime, das damals auf der Insel bestand. Nach der Befreiung von der japanischen Besatzung 1945 hofften die meisten auf Jeju auf eine bessere Zukunft. Die Unterdrückung und Ausbeutung sollte einer Selbstverwaltung weichen, die es den Bauern und Fischern ermöglichte, ein besseres Auskommen zu finden. Unter ihnen befanden sich auch Anhänger sozialistischer Bewegungen, die nach Zwangsarbeit oder Gefangenschaft nach Jeju zurückkehrten. Ihnen gegenüber standen vor allem Polizeikräfte, die mit den Japanern kollaborierten und nun in die koreanischen Sicherheitskräfte übernommen wurden. Hinzu kamen antikommunistische Flüchtlinge, die sich in Terrororganisationen zusammenschlossen und gegen vermeintlich linke Insulaner vorgingen. Für die Bevölkerung löste scheinbar nur eine Besatzungsmacht die andere ab. Übergriffe, Erpressungen und Anschläge bestimmten das Leben auf Jeju. Die amerikanische Besatzungsmacht schritt nicht ein und duldete die von der Regierung in Seoul betriebene Politik. Im Frühjahr 1948 demonstrierten 30.000 Menschen in der Inselhauptstadt Jeju-si. Die Polizei schoss in die unbewaffnete Menge und tötete sechs Menschen. Wenige Wochen später brach der Aufstand los.

Die Reaktion der südkoreanischen Polizei- und Sicherheitsdienste war brutal. Mehr als die Hälfte aller Siedlungen wurde niedergebrannt und die Einwohner verschleppt oder erschossen. Diesem beispiellosen Massaker fielen in den kommenden Monaten zwischen 25.000 und 30.000 Inselbewohner zum Opfer. Spezialeinheiten des Militärs wurden nach Jeju verlegt, das amerikanische Militär sah dem Morden tatenlos zu. Ein Jahr später waren auch die letzten Aufständischen vernichtet. Als Nordkorea 1950 den Süden des Landes überfiel, wurden noch einmal vermeintliche Aufständische verhaftet und erschossen. Über die Ereignisse auf der Insel herrschte in den kommenden 50 Jahren Schweigen. Erst 1992 wurde das Tabu gebrochen und die Beisetzung einiger in Massengräbern verscharrter Toten gestattet. Acht Jahre später verabschiedete die Regierung in Seoul ein Gesetz zur Aufklärung der Vorgänge auf Jeju 1948. Die Untersuchungskommission legte 2003 einen Bericht vor, in dem die Schuld anerkannt wurde. Staatspräsident Roh Moo-hyun entschuldigte sich daraufhin offiziell bei den Einwohnern von Jeju. Zur Erinnerung an die Opfer wurde 2003 mit dem Bau eines Friedensgedenkparkes „3. April“ in Jeju-si begonnen. Neben einem großen Mahnmal und Altar für die Opfer der Tragödie wurde auch ein Museum eröffnet.

Heute sind hier auch zwei Segmente der Berliner Mauer zu finden, die 2007 als Geschenk der Stadt Berlin auf die Insel kamen. Youngmin Kwon, ehemaliger Botschafter in Berlin und Kanzler des Jeju Peace Institutes bemühte sich gemeinsam mit der Inselverwaltung um die beiden Betonstelen. Nach Aussage von Jae-hawn Kim, Direktor für Planung und Koordination des Jeju Peace Institutes, waren sowohl die Berliner Mauer als auch der Aufstand von Jeju 1948 Ergebnisse der Blockkonfrontation. Beide wurden schließlich friedlich überwunden, weshalb die Insel ein geeigneter Standort für die Mauersegmente sei. Sie standen ursprünglich auf dem Sony-Gelände am Potsdamer Platz und wurden 2005 an den Berliner Senat übergeben. Versehen mit einer Plakette, die sie als Geschenk von Sony an die Hauptstadt ausweisen, stehen sie nun unter freiem Himmel.

Das Grenzlandmuseum im thüringischen Eichsfeld steuerte seinerseits noch einen Teil der innerdeutschen Grenze bei. Ein etwa zwei Meter breites Stück Streckmetallzaun, wie es an den Sperranlagen zur Bundesrepublik eingesetzt wurde, steht seit 2007 im Memorial Park.

Zwei Jahre zuvor gastierte die Mauerausstellung des französischen Galeristen Sylvestre Verger in Jejusi. Unter dem Titel „From the DMZ to the Berlin Wall“ („Von der Entmilitarisierten Zone zur Berliner Mauer“) wurden die Werke internationaler Künstler ausgestellt, die selbst Teile der Mauer gestaltet hatten. Aus Anlass der Ausstellung bekamen auch koreanische Kunstschaffende einige Betonblöcke übereignet, die bis heute in Jeju-si zu sehen sind. Jung Hyun Kim hängte ein komplettes Teil der sogenannten Hinterlandmauer in eine Aufhängung und setzte die großen Lettern „DMZ“ darauf. Die Abkürzung steht für den entmilitarisierten Grenzstreifen, der Nord- und Südkorea seit 1953 voneinander trennt. Suk Won Park verband ein schwarzes und ein weißes Mauerteil mit dem Schriftzug „one“ („eins“) – in der Hoffnung auf Wiedervereinigung der beiden Staaten. Ein letztes Mauerteil wurde von Sung Mook Choi mit einer nach links gewendeten Swastika versehen, die in Korea für Liebe steht.

Karte mit Standorten, an denen Teile der Berliner Mauer zu finden sind.