© Marco Schmidt / Deutsches Generalkonsulat Kapstadt
   Vormaliger Mauerstandort in der Nähe des BMW-Pavillions
© Marco Schmidt / Deutsches Generalkonsulat Kapstadt
   Vormaliger Mauerstandort in der Nähe des BMW-Pavillions
© Marco Schmidt / Deutsches Generalkonsulat Kapstadt
   Aktueller Mauerstandort vor der Mandela Rhodes Foundation
© Marco Schmidt / Deutsches Generalkonsulat Kapstadt
   Aktueller Mauerstandort vor der Mandela Rhodes Foundation

Der Fall der Berliner Mauer und die Freilassung von Nelson Mandela waren mehr als ein historischer Zufall.“ Diese Worte sprach der deutsche Botschafter in Südafrika, Dr. Uwe Kästner, anlässlich der Übergabe eines Mauersegmentes in Kapstadt, das der südafrikanische Präsident Mandela zuvor bei einem Staatsbesuch im Mai 1996 in Berlin persönlich ausgewählt hatte.

Im Sommer 1996 war das Mauerstück dann von der Bundesmarine von Wilhelmshaven auf der Fregatte „Schleswig-Holstein“ nach Südafrika gebracht worden. Die anlässlich des Tages der deutschen Einheit am 3. Oktober 1996 vorgenommene Übergabe läutete auch ein neues Kapitel in den deutsch-südafrikanischen Beziehungen ein: Das durch das Apartheid-Regime lange isolierte Land schloss ein militärisches Kooperationsabkommen mit der Bundeswehr ab.

Wo das Mauerstück in Kapstadt genau aufgestellt werden sollte, war zunächst unklar. Kapstadts Bürgermeisterin, Theresa Solomon, hatte das Segment stellvertretend entgegengenommen und versprochen, für einen geeigneten Standort zu sorgen. Im Gespräch war unter anderem das Kapstadter Vergnügungszentrum Waterfront, von dem einst Schiffe zur Gefängnisinsel Robben Island ablegten, auf der Nelson Mandela 28 Jahre im Gefängnis saß. Seine Freilassung am 11. Mai 1990 war auf internationalen Druck erfolgt. Präsident Willem de Klerk, der im September 1989 zum Staatsoberhaupt gewählt worden war, hob bereits im Februar 1990 das Verbot der von Mandela geführten Organisation Afrikanischer Nationalkongress (ANC) auf und leitete damit das Ende des Apartheid-Regimes ein. 1993 erhielten er und Nelson Mandela gemeinsam für ihren Beitrag zur Beendigung der Apartheit den Friedensnobelpreis. Vier Jahre nach seiner Freilassung wurde Mandela bei der ersten freien Wahl 1994 zum Staatspräsidenten Südafrikas gewählt.

Als weiterer Standort für das Mauerstück war auch der bekannte District Six in Kapstadt im Gespräch. Das mehrheitlich von Schwarzen bewohnte Viertel erlangte traurige Berühmtheit, als die südafrikanische Regierung 1968 die Räumung anordnete, um hier eine Siedlung für „Weiße“ zu errichten. Alle Einwohner wurden zwangsweise in andere Stadtviertel umgesiedelt und der District Six dem Erdboden gleichgemacht.

Doch die Entscheidung fiel zugunsten des ehemaligen Hafengeländes mit seinen touristischen Attraktionen „Waterfront“ aus. Hier wurde es allerdings fast am Ende der Hafenpromenade in der Nähe des BMW-Pavillons ausgestellt. Nur wenige Besucher verirrten sich an diesen abgelegenen Ort. Nachdem BMW 2010 seinen Pavillon verkauft hatte, der nicht nur als Verkaufsraum für Autos, sondern auch für Ausstellungen genutzt wurde, schien es keinen aktuellen Zusammenhang mehr zwischen Mauer und dem damaligen Standort zu geben. Zwei Mitarbeiter von BMW sorgten nach dem Verkauf dafür, dass das Mauerstück der Mandela Rhodes Foundation übereignet wurde. Seitdem steht das Mauerstück vor deren Büro und ziert somit die St. Georges Mall, die Fußgängerzone in der Innenstadt. Der neue Standort liegt in unmittelbarer Nähe zur St. George Cathedral, dem Parlament sowie dem bekannten Companies Garden und ist somit stark frequentiert.

Die Mandela Rhodes Foundation ist eine Stiftung, die 2002 aus dem Zusammenschluss der beiden Stiftungen Rhodes Trust und Nelson Mandela Foundation entstanden ist. Ziel der Stiftungsarbeit ist es, mit speziellen Programmen und Stipendien Führungspersönlichkeiten für Afrika im Geiste der Versöhnung des 2013 verstorbenen Nelson Mandela und im Geiste des britischen Unternehmers und Politikers Cecil Rhodes (1853–1902) auszubilden und zu fördern. Die derzeitige Geschäftsführerin der Mandela Rhodes Foundation, Judy Sikuza, unterstreicht die Bedeutung des Mauerstückes für die Stiftung wie folgt:

„In den frühen 1990er Jahren begannen sowohl Deutschland als auch Südafrika, die während des Kalten Krieges und der Apartheid entstandenen Spaltungen abzubauen. Die Berliner Mauer stellte eine physische Barriere und Trennung dar. Sie war damit ein Symbol für die Unfreiheit und das Fehlen unserer gemeinsamen Menschlichkeit. Ebenso sorgten im Apartheid-System die physische Rassentrennung mit den ‚Homelands‘ und den Zwangsumsiedlungen dafür, die Spaltung in Südafrika zu festigen. Unser Gründungsvater, Nelson Mandela, symbolisierte die Freiheit und die historischen Unterschiede – auf physischer, rechtlicher, gesellschaftspolitischer und wirtschaftlicher Ebene. Ein Stück Berliner Mauer vor unseren Büros symbolisiert beides: Wie weit wir damit gekommen sind, politische und soziale Freiheiten in Südafrika zu erreichen, aber auch die Art und Weise, wie wir weiterhin gespalten sind. Es provoziert uns, in unserer Tätigkeit standhaft zu bleiben, um wahre Freiheit zu erreichen. Es ist auch eine Erinnerung daran, dass der Kampf um Freiheit ein globaler ist, dass wir nicht alleine mit unseren Bemühungen sind und dass diejenigen, die kämpfen und Brücken bauen, in einem gemeinsamen Kampf vereint sind, der bis zur vollständigen Verwirklichung der grundlegenden Menschenrechte fortgesetzt werden muss. Würde, Gerechtigkeit und Wohlstand für alle.“

Am Fuß des Mauerteiles in Kapstadt ist eine kleine Tafel angebracht, die an die Geschichte der Teilung und den Mauerbau erinnert.

Karte mit Standorten, an denen Teile der Berliner Mauer zu finden sind.