© Lunenburg Foundry
   Die Mauer an der Gießerei in Lunenburg
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   Das Mauersegment in Lunenburg

Fischfang und Schiffbau sind seit Gründung der an der kanadischen Ostküste gelegenen Stadt Lunenburg Haupterwerb der Einwohner. Vor allem Siedler aus Deutschland und der Schweiz gehörten zu den Gründervätern. Den Namen erhielt die Stadt von Lüneburg in Niedersachsen. Einwohner der umliegenden Dörfer ließen sich als erste um 1750 an der kanadischen Ostküste nieder. In der unter Denkmalschutz stehenden Altstadt von Lunenburg sind noch heute architektonische Spuren dieses Erbes zu finden. Ein weiteres Zeugnis deutscher Geschichte befindet sich seit etwa 2001 in Lunenburg: Es ist ein Segment der Berliner Mauer und steht vor der örtlichen Lunenburg Gießerei. Nachträglich wurde ein Hinweis aufgesprüht, der die Besucher über die Bedeutung der Betonstele aufklärt:

This is a section of the Berlin Wall. Erected 13. August 1961, thrown down 9. November 1989]

[Dies ist ein Teil der Berliner Mauer. Erbaut am 13. August 1961. Niedergerissen am 9. November 1989].

Bis das Segment nach Lunenburg gelangte, hatte es eine Irrfahrt durch Nordamerika hinter sich. Von einem deutschen Geschäftsmann erworben, wurde es 1999 von Hamburg nach Long Beach (Kalifornien, USA) verschifft. Von dort wurde es quer durch die Vereinigten Staaten nach Fredericton an die kanadische Ostküste transportiert, wo es zusammen mit sechs anderen Segmenten für kurze Zeit der Öffentlichkeit präsentiert wurde. 2000 kaufte der kanadische Geschäftsmann Martin S. Young sechs der Segmente, die heute in Truro zu sehen sind. Das siebente Segment sollte ursprünglich im Sheraton Hotel von Fredericton aufgestellt werden. Das Hotel musste jedoch schließen. Später gelangte es in den Besitz des ehemaligen Vizegouverneurs der Provinz Nova Scotia und Vorsitzenden der Königlichen Kanadischen Legion in Lunenburg, John James Kinley. Kinley besuchte in den 1970er und 1980er Jahren die geteilte Stadt Berlin mit einer Volkswagen-Delegation zweimal, was ihm in bleibender Erinnerung blieb. Als er die Mauerteile in Fredericton sah und wenig später von der Möglichkeit hörte, eines zu erwerben, entschloss sich Kinley, ein Segment unbedingt nach Lunenburg zu bringen. Schließlich sei dies der Ort, an dem deutsche Siedler sich zuerst in Kanada niedergelassen hätten. Die Stadtverwaltung von Lunenburg zeigte sich wegen der damit verbundenen Kosten wenig begeistert und konnte auch keine Mittel aufbringen, das historische Betonteil an einem angemesseneren öffentlichen Platz aufzustellen.

Karte mit Standorten, an denen Teile der Berliner Mauer zu finden sind.