© Sal Marullo/ Presidio of Monterey
   Plakette an den Mauersegmenten
© Sal Marullo/ Presidio of Monterey
   Mauersegmente vor dem Defense Language Institute

Als sich im Herbst 1941 ein militärischer Konflikt zwischen Japan und den USA immer deutlicher abzeichnete, rüstete sich die amerikanische Armeeführung für den Kriegsfall. So wurde am 1. November 1941 im kalifornischen Presidio of Monterey eine Sprachschule für Soldaten eingerichtet, die hier Japanisch lernen sollten. Vor allem Nisei, amerikanische Staatsbürger mit japanischen Wurzeln, wurden hier auf ihren Einsatz vorbereitet. Knapp vier Wochen später attackierte die japanische Luftwaffe den Flottenstützpunkt Pearl Harbour und die USA traten in den Zweiten Weltkrieg ein. Die als Military Intelligence Service Language School (MISLS) bezeichnete Einrichtung wurde daraufhin ins Landesinnere evakuiert. Bis zum Ende des Krieges durchliefen sie mehr als 6.000 Absolventen.

Als sich nach 1945 das bisherige Miteinander der Alliierten im Kampf gegen Hitlerdeutschland in ein Gegeneinander zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion verwandelte, bekam auch die MISLS neue Aufgaben. Nun wurden in der Schule angehende Militärs und Geheimdienstler in Koreanisch, Russisch, Chinesisch und Arabisch unterrichtet, um sie nach ihrer Ausbildung an den Schauplätzen des Kalten Krieges einzusetzen. Später in Defense Language Institute (DLI) umbenannt, spielte die Einrichtung vor allem während des Vietnamkrieges eine herausragende Rolle. Mehr als 20.000 Soldaten durchliefen sie, von denen viele ihren Einsatz nicht überlebten. Auch nach dem Fall des Eisernen Vorhanges blieb das DLI bestehen. Bis heute durchlaufen sie jährlich etwa 4.000 Kandidaten, die in mehr als 30 Sprachen unterrichtet werden.

Zur Erinnerung an die Verdienste der Absolventen während des Kalten Krieges wurde am 3. November 2005 außerhalb des Korea-Zentrums des DLI ein Mauermonument enthüllt. Die drei originalen Mauersegmente wurden von Walter Scurei, einem Berliner, der nach Amerika auswanderte, gestiftet. Sie stehen heute halbkreisförmig in der Mitte eines großen Platzes. Das mittlere Segment zeigt noch die bunten Reste von Graffiti, während die beiden anderen jungfräulich grau nach Presidio of Monterey kamen. Skip Johnson, Mitarbeiter des DLI, entdeckte sie im Jahr 2000 bei einem Besuch in Scureis Wohnort Phoenix (Arizona). Scurei erklärte sich bereit, die drei Elemente dem DLI zu schenken. Der gebürtige Berliner war ebenso zufällig auf die Mauerreste gestoßen. Als er in den 1990er Jahren eine Lagerhalle anmietete, befanden sich darin zu seiner Überraschung mehrere Mauersegmente. Der Vorbesitzer war mit den Zahlungen im Rückstand und musste die Halle aufgeben. Offenbar war auch für den Abtransport der dort lagernden Mauerteile kein Geld mehr vorhanden.

Wie ein 1990 in der deutschen Illustrierten Stern abgedrucktes Foto belegt, gehörten die Mauerteile Irvin Dyer. Der texanische Truckunternehmer war 1990 in der Hoffnung auf ein gutes Geschäft nach Ost-Berlin gereist. Dort kaufte er für eine unbekannte Summe mehrere große und kleine Mauerteile, die Dyer nach Phoenix bringen ließ. Mit großem Gewinn sollten die Betonblöcke weiterverkauft werden, doch offenbar blieb er auf seiner Ware sitzen. Die drei größten Segmente, vor denen Dyer sich seinerzeit fotografieren ließ, landeten schließlich in der Lagerhalle in Phoenix. Zehn Jahre später löste sie Scurei dort aus und schaffte sie zu sich nach Hause, wo Skip Johnson sie schließlich sah. Er stieß bei seinen Vorgesetzten auf Zustimmung, als er vorschlug, die Segmente aufzustellen. Die Anschläge vom 11. September 2001 verhinderten jedoch die Realisierung des Vorhabens. Erst vier Jahre später konnte die Einweihung erfolgen.

Peter Robinson, ehemaliger Redenschreiber des Ex-Präsidenten Ronald Reagan, hielt die Festansprache. Als Reagan 1987 Berlin besuchte, begleitete er ihn. So wie Churchill in seiner Rede in Fulton 1946 über den „Eisernen Vorhang“, der sich über Europa gesenkt habe, den Bau der Berliner Mauer quasi vorweggenommen hatte, so hätte Reagan mit seinem „Mr. Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder“ („Mr. Gorbachev, tear down this Wall“) den Fall des Eisernen Vorhanges vorweggenommen. Die Mauer sei heute, so Robinson, „nicht länger ein Monument eines Reiches des Bösen, sondern für die amerikanische Berufung“, so Robinson. Weitere Grußworte kamen vom Kanzler des DLI, Donald Fischer, der als junger Soldat in Westdeutschland stationiert war. Vonseiten des Deutschen Generalkonsulates in San Fransisco nahm Christian Seebolde an der Veranstaltung teil, wo er den versammelten Veteranen und Studenten von seinen Erlebnissen in der Prager Botschaft 1989 berichtete.

Karte mit Standorten, an denen Teile der Berliner Mauer zu finden sind.