© Fanny Heidenreich
   Mauersegment in Sofia
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   Informationsplakette neben dem Mauersegment
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   Mauersegment in Sofia

Als „Zeichen besonderer Aufmerksamkeit“ schenkte der Berliner Senat der bulgarischen Hauptstadt Sofia im Frühjahr 2006 ein Segment der Berliner Mauer. Die Initiative hierfür ging von der bulgarischen Stiftung „Nasledstwo“ („Erbe“) aus, die sich der Bewahrung des historischen Erbes Bulgariens verschrieben hat. Die Filiale der WAZ-Mediengruppe in dem Balkanstaat unterstützte das Vorhaben. Die Sofioter Stadtregierung bat am 1. März 2006 den Berliner Senat um ein Mauerteil.

Nachdem die Zusage aus Deutschland vorlag, beschloss das Sofioter Stadtparlament am 13. April 2006 das Mauerteil im Park neben dem Kulturpalast aufzustellen. Es befindet sich damit in symbolischer Nachbarschaft zum unmittelbar in der Nähe stehenden Mahnmal für die Opfer des Kommunismus in Bulgarien, das 1999 eingeweiht wurde. Mit der Gestaltung des Mauerdenkmales beauftragte das Sofioter Stadtparlament die Stiftung „Nasledstwo“. Umgesetzt wurde ein Entwurf des Architekten Bojko Kadinow, der das Betonsegment auf einem mit schwarzen Steinplatten ausgelegten Platz aufstellte. Schräg dahinter steht eine wellenförmige Mauer, auf der zwei Texttafeln in deutscher und bulgarischer Sprache angebracht sind.

На 13. август 1961 г. една стена раздели Берлин, Германия, а с тях Европа и света на две части. България беше затворена от източната страна на Стената – до 9. ноември 1989 г., когато народът я разруши. Този отломък от Берлинската стена е дар от гражданите на Берлин на гражданите на София, като знак за възстановеното единство на Европа и доказателство, че българите са вече свободни хора. Берлин май 2006г.

[Am 13. August 1961 hat eine Mauer Berlin, Deutschland und damit Europa und die Welt zweigeteilt. Bulgarien blieb östlich der Mauer eingeschlossen – und dies bis zum 9. November 1989, als das Volk sie stürzte. – Dieses Bruchstück der Berliner Mauer ist ein Geschenk der Berliner für die Bürger von Sofia – als Zeichen des wiedervereinten Europas und ein Beweis dafür, dass die Bulgaren nunmehr frei sind. Berlin, Mai 2006]

Da die Einweihung der Anlage bereits am 16. Mai 2006 anlässlich des Sofia-Besuches des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, erfolgen sollte, mussten die Arbeiten zur Gestaltung des Platzes schnell ausgeführt werden. Während das Mauerstück vom Fuhrunternehmen „Militzer und Münch“ von Berlin nach Sofia gebracht wurde, arbeitete die Firma „Nidel“ fieberhaft am Bau des Denkmals. Der Besuch Wowereits wurde schließlich verschoben, sodass erst am 20. Juni 2006 die Übergabe des Mauersegmentes an den Sofioter Bürgermeister Bojko Borissow erfolgen konnte.

Auch in Bulgarien kam es im Herbst 1989 zu revolutionären Ereignissen und Umbrüchen. Am 10. November 1989, einen Tag nach dem Mauerfall, musste der damalige kommunistische Staatschef Bulgariens, Todor Shiwkow, von seinem Amt zurücktreten. Noch im Herbst wurde ein Runder Tisch initiiert, an dem sich die Kommunistische Partei und das Oppositionsbündnis „Union der demokratischen Kräfte“ gegenübersaßen. Im Juni 1990 fanden die ersten freien Parlamentswahlen statt, zwei Monate später wurde der Oppositionskandidat Schelju Schelew zum Staatspräsidenten gewählt.

Karte mit Standorten, an denen Teile der Berliner Mauer zu finden sind.