© Ingrid Wall
   Das Mauersegment in Trelleborg

Vor allem Kinder litten sehr unter der Not im zerstörten Nachkriegsdeutschland. Armut, schlechte Versorgung und oftmals durch Krieg und Vertreibung zerrüttete Familien waren für die Kleinsten eine große Belastung. Auf Initiative des Nordwestdeutschen Rundfunks wurde deshalb 1953 eine „Kinderluftbrücke“ aus der Taufe gehoben. Insbesondere West-Berliner Kinder sollten die Ferien bei Gastfamilien in der Bundesrepublik und im Ausland verbringen. Unter ihnen waren auch viele Kinder, deren Eltern aus der DDR geflohen waren.

Das Internationale Rote Kreuz und andere karitative Einrichtungen unterstützten die Initiative nach Kräften. Die U.S. Air Force übernahm den Transport vom West-Berliner Flughafen Tempelhof aus. Mehr als zehntausend Kinder gelangten auf diese Weise zwischen 1953 und 1957 in den Westen. Für die meisten waren es die ersten Ferien überhaupt. Das Projekt fand schnell weitere internationale Partner. Das Britische Rote Kreuz sorgte für Gastfamilien in Großbritannien. Ab 1955 organisierte auch das Schwedische Rote Kreuz mit Unterstützung der Vereinigung „Save the Children“ und der „Kinderhilfe Berlin“ Ferienaufenthalte für Kinder aus West-Berlin. Unter ihnen waren auch die Brüder Carsten und Dorian Bredlau. Carsten Bredlau kam 1958 zum ersten Mal im Alter von fünf Jahren zu einer Gastfamilie ins südschwedische Hjo. Dem Aufenthalt folgten weitere, bis Bredlau mit 18 Jahren nicht mehr am Programm teilnehmen konnte. Seine Verbundenheit zu den Gasteltern und Schweden blieb trotzdem bestehen. Als Zeichen der Dankbarkeit für die ihm und den anderen Kindern entgegengebrachte Unterstützung spendete Carsten Bredlau im Herbst 1995 ein Mauersegment. Ursprünglich vor dem Söderslättsgymnasiet in Trelleborg aufgestellt, ist es jetzt mehr in die Stadtmitte gerückt und befindet sich auch für die Öffentlichkeit mehr sichtbar zwischen Bibliothek und Museum. Bemalt von Jürgen Große alias Indiano, steht auf der Betonstele „Save the earth“ („Rettet die Erde“), die Große im Frühjahr 1990 als Teil seiner „Global Messages“ („Globale Botschaften“) an die Mauer gesprüht hatte. Wichtig sei, so Margaretha Hulthén, Lehrerin an der Trelleborger Schule, die Botschaft, die von dem tonnenschweren Geschenk ausgeht. Auch in ihrer Verwandtschaft wurden Kinder aufgenommen. Die Mauer sei auch ein Symbol „für die Unfreiheit und Missachtung der Menschenrechte durch das damalige DDR-Regime“ gewesen. So wurde auch nach dem offiziellen Ende der Kinderluftbrücke 1958 das Programm fortgeführt. Mehr als 50.000 Kinder konnten durch die schwedische Vermittlung zwischen 1955 und 1995 unbeschwerte Ferien verbringen.

Karte mit Standorten, an denen Teile der Berliner Mauer zu finden sind.