Am Fluss Uruguay, unweit der argentinischen Grenze, siedelten sich um 1850 deutsche Kolonisten an. Die Brüder Karl und Richard Wendelstandt begründeten die Siedlung Nueva Melhem, die dank erfolgreich betriebenem Ackerbau wirtschaftlich wuchs und gedieh. Zwanzig Jahre später kauften die Brüder weitere Ländereien um Nueva Melhem hinzu und beauftragten den Architekten Fridolin Quincke mit der Planung einer Stadt. 1875 wurde so aus Nuevo Melhem Nuevo Berlín. Die ursprünglich überwiegend deutsche Gemeinde wuchs dank der regen Handelstätigkeit weiter an. Einheimische und Angehörige anderer Nationalitäten ließen sich in den kommenden Jahrzehnten in dem Urwaldstädtchen nieder.
Handelskontakte waren es auch, welche die Berliner Mauer an die Ufer des Rio Uruguay brachten. Am 9. März 1991 wurde ein von der Uruguayanisch-Deutschen Handelskammer initiiertes und verwirklichtes „Freiheits- und Mauerfalldenkmal“ im Zentrum von Nuevo Berlín enthüllt. Neben Vertretern der Regionalregierung und der deutschen Botschaft war auch die Schuhplattlergruppe „Los Alpinos“ aus Montevideo zugegen. So wurde zu den Klängen von bayerischer Volksmusik und begleitet von Trachtentänzen das unter Acryl geschützte Mauerteilchen der Öffentlichkeit übergeben. Eine kleine Tafel soll die Einwohner des Ortes an den Mauerfall erinnern:
Trozo del muro de Berlin echado abajo el 9.11.1989.
Simbolo del ansia de libertad del hombre. La camara de comecio Uruguayo – Alemana al pueblo de Nuevo Berlin
[Stück der Berliner Mauer, die am 9.11.1989 eingerissen wurde.
Symbol der Sehnsucht des Menschen nach Freiheit. Von der Uruguayisch-Deutschen Handelskammer für die Bevölkerung von Nuevo Berlin]
Dem Präsidenten der Lokalregierung von Rio Negro wurden zudem zwei Lindenbäume überreicht. Auf diese Weise sollte in Nuevo Berlín eine Kopie des Berliner Boulevards „Unter den Linden“ entstehen. Auch die örtliche Schule wurde wenige Jahre später in „República Federal de Alemania“ („Bundesrepublik Deutschland“) umbenannt.