© Editorial Perfil
   Ankunft der Mauersegmente in Buenos Aires
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   Die Mauersegmente bei der Ankunft in Buenos Aires 1992
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   Die Mauersegmente bei der Ankunft in Buenos Aires 1992
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   Die Mauer im Eingangsbereich der Editorial Perfil
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   Die Mauer bei der Ankunft in Buenos Aires 1992
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   Die Mauer im Eingangsbereich der Editorial Perfil
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   Die Mauer im Eingangsbereich der Editorial Perfil
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   Ankunft der Mauersegmente in Buenos Aires
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   Transport der Mauersegmente auf dem Schiff "Leningrad"

Für die Weltgeschichte war die „Entdeckung“ Amerikas durch Christoph Columbus 1492 nicht minder bedeutend als der Fall der Berliner Mauer 1989. Als 1992 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 500. Jahrestag der historischen Columbus-Expedition vorbereitet wurden, sollten beide Ereignisse würdig in Szene gesetzt und ihrer erinnert werden. Im alten Hafen von Buenos Aires lag ein originalgetreuer Nachbau des Schiffes „Santa Maria“ vor Anker, auf dem der spanische Seefahrer den Weg in die „Neue Welt“ angetreten hatte. Ein weitläufiges Ausstellungsgelände, auf der die „America 92“ gezeigt wurde, hielt darüber hinaus auch eine nachgebaute Maya-Pyramide, diverse Länderpavillons, ein Delfinarium und andere Attraktionen bereit, die die Vielfältigkeit und Größe des Doppelkontinentes aufzeigen sollten. Die Berliner Mauer mutete in diesem Ensemble sowohl thematisch wie auch visuell etwas verloren an. Rafael Jijena Sánchez, der künstlerische Leiter der „America 92“, gab sich alle Mühe, den Grenzwall so publikumsträchtig wie möglich zu inszenieren. Mit Unterstützung des größten Verlagshauses der hispanischen Welt, der Editorial Perfil, wurden zwanzig laufende Meter Betonwall von Berlin nach Buenos Aires gebracht. Das Schiff, das die 50 Tonnen schwere Ladung 1991 über den Atlantik transportierte, trug ironischerweise den Namen „Leningrad“. In Argentinien angekommen, wurden die Betonplatten auf zwanzig Lastwagen verladen und zum Ausstellungsgelände gebracht. Dort empfingen zur Eröffnung die Besucher zwei hoch an einem Kran schwebende Mauersegmente, symbolisch für den Fall des Eisernen Vorhanges. Im Inneren des Pavillons wurden Bilder aus dem geteilten Berlin auf eine Wand aus Mauerteilen projiziert. Mutige Besucher hatten auch die Gelegenheit, unter zwei Betonsegmenten hindurch das Gefühl eines Fluchttunnels nachzuempfinden. Selbstverständlich unter den wachsamen Augen von DDR-Grenzsoldaten, die als Gummipuppen auf der Mauerkrone platziert waren. Zu den Klängen aus Richard Wagners Oper „Tannhäuser“ ging es dann auf einer Rampe wieder hinaus ins Freie. Zu beiden Seiten waren auf den letzten Metern der Ausstellung noch die Namen von 195 Menschen zu lesen, die bei Fluchtversuchen an der innerdeutschen Grenze ums Leben gekommen waren. Das Berliner Mauermuseum – Museum „Haus am Checkpoint Charlie“ hatte hier beratend zur Seite gestanden.

Nach dem Ende der Jubiläumsfeiern kamen acht der nach Buenos Aires verschifften Mauerteile in die Zentrale der Editorial Perfil. Dort stehen sie im Eingangsbereich und sind seit einiger Zeit durch Glaswände geschützt. Die mit Graffiti besprühten Segmente wurden 2019 der Öffentlichkeit präsentiert. Doch nicht nur 30 Jahre Mauerfall jährten sich im Jahr 2019: Auch das hauseigene Magazin Noticias feierte seinen 30. Geburtstag, was durch eine Kunstaktion mit dem argentinischen Maler und Artdirector bei Editorial Perfil, Pablo Temes, gewürdigt wurde. Eines der Mauerteile erhielt durch den Künstler einen neuen farbenprächtigen Anstrich. Vor himmelblauem Hintergrund malte Temes zwei sich anschauende Gesichter, die von einer Ranke umgeben sind. Die Ranke beginnt als Stacheldraht, verwandelt sich zwischen den Gesichtern zu einer grünen Pflanze, an deren Enden sich auf der anderen Seite der Mauer rote Blüten in Herzform bilden. „Nur die Liebe bringt Mauern zu Fall“ – dieser Slogan beschreibt die Idee hinter dem Bildnis und befindet sich ebenso auf Spanisch auf dem Segment.

Karte mit Standorten, an denen Teile der Berliner Mauer zu finden sind.