© Photo courtesy of NATO
   Die Mauer im NATO-Hauptquartier, Casteau
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   Infotafel am Mauerteil im NATO-Hauptquartier, Casteau

In der Nähe der belgischen Kleinstadt Mons befindet sich bei dem Dorf Casteau eines von zwei militärischen Hauptquartieren der NATO in Europa (Supreme Headquarter Allied Powers in Europe, SHAPE). Dieses ist dem politischen Hauptquartier der NATO in Brüssel nachgeordnet. Auf dem weitläufig abgeschirmten Militärgelände steht ein Gebäude, das während des Kalten Krieges eine besondere Bedeutung hatte. Im sogenannten Live Oak Building befand sich ein Sonderstab der westlichen Alliierten, der im Falle einer erneuten Abriegelung West-Berlins wie während der „Berlin-Blockade“ von 1948/1949 durch die Sowjetunion für die Verteidigung und Versorgung der abgeriegelten Westsektoren der Stadt verantwortlich gewesen wäre. Unter dem Codenamen „Lebenseiche“ (Live Oak) überwachte der 1959 von Frankreich, Großbritannien und den USA eingerichtete Sonderstab bis 1990 die Zugänge von und nach West-Berlin. Ursprünglich bei Paris angesiedelt, wurde der Stab nach dem NATO -Austritt Frankreichs 1967 nach Belgien verlegt. Seit dem Mauerbau 1961 gehörte dem Stab auch ein Vertreter der Bundesrepublik an, der im Krisenfall den Kontakt zur bundesdeutschen Regierung herstellen sollte. Die Vorgänge im Live Oak Building blieben während des Kalten Krieges ein gut gehütetes Geheimnis. Erst 1993 drangen erste Informationen an die Öffentlichkeit. Bereits drei Jahre zuvor hatte der Stab in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990 seine Tätigkeit offiziell eingestellt.

Nach dem Mauerfall und dem Ende des Kalten Krieges bezog in den 1990er Jahren das ICC (Implementation Forces Coordination Cell), das unter anderem die Truppenstationierung in Bosnien und die Umsetzung des Friedensplanes von Dayton überwachte, das Gebäude. Im ICC waren nunmehr auch russische Militärs vertreten. Später wurde ein Konferenzzentrum für Beratungen der in die „Partnerschaft für den Frieden“ eingebundenen Staaten eingerichtet.

Vor dem Eingang zum Live Oak Building steht zwischen vier Fahnenmasten ein originales Stück der Berliner Mauer. Der letzte Kommandeur des Live Oak, General Johan Galvin Saceur, nahm es am 27. November 1990 als Geschenk Deutschlands entgegen. Flankiert wird es von zwei immergrünen Virginia-Eichen, die dem Gebäude zu seinem Namen verhalfen. Auf der Tafel, die am Fuß des Mauerteiles zu sehen ist, steht folgender Text:

This section of the Berlin Wall symbolizes the division of Germany that existed after WWII until German Unification on 3. October 1990. The Live Oak Organization was dedicated to freedom of access to Berlin from 1959 to 1990.

France, United Kingdom, Federal Republic of Germany, United States of America

 

[Dieses Stück der Berliner Mauer versinnbildlicht die Teilung Deutschlands, wie sie vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 bestand. Die Dienststelle Live Oak war von 1959 bis 1990 für den freien Zugang nach Berlin zuständig.

Frankreich, Großbritannien, Bundesrepublik Deutschland, Vereinigte Staaten von Amerika]

Karte mit Standorten, an denen Teile der Berliner Mauer zu finden sind.