Am 22. Februar 2011 wurden bei einem schweren Erdbeben 80 Prozent der Innenstadt von Christchurch City zerstört. Neben dem Einsturz vieler denkmalgeschützter Bauten, wie dem Turm der ChristChurch Cathedral und der Cathedral of the Blessed Sacrament, wurden besonders viele Wohnhäuser beschädigt, von denen 12.000 abgerissen werden mussten. In der Folge verließen auch viele Einwohner die Stadt an der Ostküste der Südinsel Neuseelands. Christchurch City, oder Ōtautahi, wie die Stadt in der Sprache der Māori heißt, musste sich seitdem erholen, aber auch neu erfinden. Daher sollten neue Attraktionen geschaffen werden, und es entstand die Idee, zwei originale Segmente der Berliner Mauer im Rauora Park in der Innenstadt aufzustellen. Die zwei Mauerstücke wurden 2016 durch das Brandenburger Unternehmen EMP Beratungsgesellschaft an die neuseeländische Botschaft übergeben und von dieser der Stadt Christchurch zugesprochen. Gestaltet wurden die Segmente, die zuvor in Teltow auf dem Gelände eines Bauunternehmens standen, in den Jahren 2014 und 2015. Eines der Mauerstücke hatten Berliner Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Projektes mit menschlichen Figuren bemalt. Auf das zweite Stück wurde von einem Fan der Fernsehserie „Dr. Who“ die Raum-Zeit-Maschine „TARDIS“ in Form einer historischen blauen britischen Polizei-Telefonzelle gemalt. Per Schiff erreichten die Mauerteile 2017 Neuseeland. Da im Stadtrat und in der Bevölkerung von Christchurch heftige Auseinandersetzungen über einen passenden Standort geführt wurden, lagerte man sie zunächst in einem Depot ein. Der Öffentlichkeit übergeben wurden die beiden Segmente dann im November 2019 – zum dreißigjährigen Jubiläum des Mauerfalles – an ihrem jetzigen Standort am Ende der Cashel Street am Rauora Park. Die für Veranstaltungen und Kunst verantwortliche Stadträtin, Lucy Blackmore, zeigte sich anlässlich der Einweihung optimistisch: „Dieses Denkmal wird bei den Einheimischen Anklang finden und Mittelpunkt für einen neuen öffentlichen Raum in der Innenstadt sein.“ Zudem wurde eine regelmäßige Neugestaltung der Mauerteile durch lokale Künstler beschlossen. Für das Jahr 2020 beauftragte der Stadtrat die Fiksate Gallery des Künstlerehepaares Jenna und Nathan Ingram mit der Verwaltung sowie Gestaltung der Segmente für ein Jahr. Die beiden Vorderseiten der Mauerteile wurden von den beiden Künstlern Robert Seikon und Anastasia Papaleonida bemalt, die beiden Hinterseiten von Jenna und Nathan Ingram selbst. Die Bilder sind jung, frisch und modern – und nicht für die Ewigkeit gedacht.
Berliner Mauer in Christchurch City
© Fiksate Gallery, Christchurch NZ
Anastasia Papaleonida und Robert Seikon bei der Gestaltung der Mauer
© Fiksate Gallery, Christchurch NZ
Die Mauersegmente in Christchurch City
© Fiksate Gallery, Christchurch NZ
Die Mauersegmente in Christchurch City
© Fiksate Gallery, Christchurch NZ
Die Mauersegmente in Christchurch City