© Botschaft der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl
   Die Mauer beim Heiligen Stuhl, Vatikan

Papst Johannes Paul II. erhielt ein ganz besonderes Geschenk, das der italienische Geschäftsmann Marco Piccininni im Juni 1990 erstanden hatte: Das Mauerteil, das im Katalog der Auktion in Monaco unter Position 75 geführt wurde, weist die Reste einer geschichtsträchtigen Bemalung auf.

Mit dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 wurden auch vor der Sankt-Michaels-Kirche am ehemaligen Luisenstädtischen Kanal Sperranlagen errichtet. Von der Kirche, die im Ostteil der Stadt lag, war nach dem Mauerbau von West-Berlin aus nur noch die obere Hälfte zu sehen. Auf Initiative des Architekten Bernhard Strecker wurde der aus dem Iran stammende Künstler Yadegar Asisi beauftragt, die Mauer an dieser Stelle vom Westen her zu gestalteten. Asisi malte 1986 die verdeckte untere Hälfte der Kirche einfach auf die Mauer, so dass die Illusion entstand, man könne von West-Berlin geradewegs auf die Kirche zugehen. Als die Mauer im November 1989 fiel und wenig später abgebaut wurde, konnte eines der beiden Segmente, auf denen Asisi sein Kunstwerk gemalt hatte, gerettet werden. Es kam in Monaco zur Auktion und so in den Besitz Piccininnis. Zeitgenössischen Berichten zufolge soll das Mauerteil bereits im Herbst 1990 im Vatikan eingetroffen sein. Die offizielle Einweihung erfolgte jedoch erst im August 1994.

Seitdem befindet sich das Segment in den Vatikanischen Gärten, an der Allee des Heiligen Benedikt, des Schutzpatrons Europas. Neben dem Mauerstück ist außerdem eine Gedenktafel mit einem Zitat aus der Amtsantrittsrede von Papst Johannes Paul II vom 22. Oktober 1978 angebracht: „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus! Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme. Habt keine Angst!“. 2017 wurde das Mauerstück aufwendig restauriert.

Karte mit Standorten, an denen Teile der Berliner Mauer zu finden sind.