A shadow has fallen upon the scenes so lately lighted by the Allied victory. Nobody knows what Soviet Russia and its Communist international organization intends to do in the immediate future, or what are the limits, if any, to their expansive and proselytizing tendencies. (…) From Stettin in the Baltic to Trieste in the Adriatic, an iron curtain has descended across the Continent. Behind that line lie all the capitals of the ancient states of Central and Eastern Europe. Warsaw, Berlin, Prague, Vienna, Budapest, Belgrade, Bucharest and Sofia, all these famous cities and the populations around them lie in what I must call the Soviet sphere, and all are subject in one form or another, not only to Soviet influence but to a very high and, in many cases, increasing measure of control from Moscow.
[Ein Schatten ist auf die Erde gefallen, die erst vor Kurzem durch den Sieg der Alliierten hell erleuchtet worden ist. Niemand weiß, was Sowjetrussland und die kommunistische internationale Organisation in der nächsten Zukunft zu tun gedenken oder was für Grenzen ihren expansionistischen und Bekehrungstendenzen gesetzt sind, wenn ihnen überhaupt Grenzen gesetzt sind. (…) Von Stettin an der Ostsee bis hinunter nach Triest an der Adria ist ein „Eiserner Vorhang“ über den Kontinent gezogen. Hinter jener Linie liegen alle Hauptstädte der alten Staaten Zentral- und Osteuropas: Warschau, Berlin, Prag, Wien, Budapest, Belgrad, Bukarest und Sofia. Alle jene berühmten Städte liegen in der Sowjetsphäre und alle sind sie in dieser oder jener Form nicht nur dem sowjetrussischen Einfluss ausgesetzt, sondern auch in ständig zunehmendem Maße der Moskauer Kontrolle unterworfen.“]
Winston Churchill, „Die Kräfte des Friedens“,
Rede im Westminister College, Fulton (USA) am 5. März 1946
Mit diesen Worten warnte der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill in seiner berühmten Fulton-Rede am 5. März 1946 vor einer Teilung der Welt in Ost und West. Nur ein knappes Jahr nach Kriegsende war die ehemalige Anti-Hitler-Koalition, der neben Großbritannien, den USA und Frankreich auch die Sowjetunion angehörte, zerfallen. Das einstige Miteinander verwandelte sich in eine Konfrontation der beiden Blöcke, die im Kalten Krieg mündete. Churchills Rede war ein riesiges Medienereignis. Im Westminster College drängten sich mehr als 3.000 Zuhörer. Auch im Radio wurde die Veranstaltung weltweit übertragen. Der damals von Churchill geprägte Begriff des „Eisernen Vorhanges“ war fortan fester Bestandteil des heraufziehenden Kalten Krieges.
Die überragende Bedeutung seines politischen Vermächtnisses bewegte die DDR-Regierung Anfang 1990 dazu, der Enkelin Churchills, Edwina Sandys, acht Mauerteile zu schenken. Die damals in New York lebende Künstlerin und Bildhauerin war mit ihrem Mann, dem Architekten Richard Kaplan, im Februar 1990 nach Ost-Berlin gereist. Im Kopf hatte sie die Idee für ein Freiheitsdenkmal: Es sollte aus Teilen der Berliner Mauer bestehen. Das weltweite Interesse an der symbolträchtigen Grenzbefestigung hatte die DDR-Regierung unter Hans Modrow jedoch inzwischen dazu bewegt, die abgerissenen Mauerteile zu verkaufen. Sandys war nicht in der Lage, die geforderten Kaufpreise von 60.000 bis 200.000 US-Dollar pro Segment aufzubringen. Auch eine Vorsprache beim damaligen Kulturminister Dietmar Keller brachte zunächst keine Fortschritte. Erst als Sandys in Aussicht stellte, ihr Kunstwerk in der seit 1969 bestehenden Churchill Gedenkstätte in Fulton aufzustellen, waren die DDR-Behörden bereit, einer Schenkung zuzustimmen. In ihrer Sitzung vom 8. März 1990 fasste die amtierende Modrow-Regierung einen Beschluss, der es Sandys erlaubte, sich acht Mauerteile auszusuchen. Die Wahl fiel auf bunt bemalte Segmente, die zuvor das Brandenburger Tor versperrt hatten. Auf ihnen war immer wieder das Wort „unwahr“ zu lesen, was Sandys besonders faszinierte.
Kurze Zeit später trafen die Mauerteile mit dem Schiff in New York ein. Sandys begann in ihrem Atelier in Queens den Entwurf umzusetzen. Aus den acht Segmenten wurden zwei überlebensgroße Silhouetten eines Mannes und einer Frau herausgebrochen, die den „Breakthrough“ („Durchbruch“) des Eisernen Vorhanges symbolisieren. Anschließend ging die Skulptur auf Reisen durch die USA. Sie stand für kurze Zeit vor dem IBM-Gebäude in New York sowie in Washington.
Pünktlich zum ersten Jahrestag des Mauerfalles erfolgte die Einweihung des „Breakthrough“ am 9. November 1990 auf dem Gelände des Westminster College. Für Sandys ging damit ein Traum in Erfüllung. „Ich hatte schon immer davon geträumt eine Skulptur für die Churchill Gedenkstätte anzufertigen und dies schien mir der geeignete Zeitpunkt“ sagte sie bei der feierlichen Übergabe. Neben der Künstlerin war auch der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan anwesend. Er hatte zwei Jahre zuvor am Brandenburger Tor den Staats- und Parteichef der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, aufgefordert, die Mauer endlich niederzureißen. Nun sprach er davon, dass mit der Einweihung des „Breakthrough“ die Zeit gekommen sei, für eine Welt ganz ohne Mauern einzutreten.
Vor der knapp zehn Meter breiten und drei Meter hohen Skulptur kamen in den nächsten Jahren die Gegner von einst zusammen. Michail Gorbatschow, inzwischen für seine Verdienste mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, sprach am 6. Mai 1992 in Fulton. Wenige Monate zuvor war die Sowjetunion zerfallen und Gorbatschow von seinem Posten zurückgetreten. „Eine Epoche ist beendet und eine zweite ist angebrochen. Noch weiß niemand, wie sie konkret aussehen wird“ sagte er in seiner Rede vor dem „Breakthrough.“ Der letzte Teil seiner in Englisch verbreiteten Rede ließe sich in Anspielung auf die Mauer auch mit den Worten „Noch weiß niemand, wie viel Beton in ihr sein wird“ übersetzen. („No one yet knows how concrete it will be“). Als letztes Staatsoberhaupt aus der Endphase des Kalten Krieges besuchte die britische Premierministerin Margret Thatcher den „Breakthrough“. Sie posierte allerdings nur für Fotos vor den Resten der Berliner Mauer.
Die bei der Herstellung der Skulptur angefallenen Bruchstücke wurden der Gedenkstätte für einen anderen amerikanischen Präsidenten übereignet. Sie stehen heute in der Franklin D. Roosevelt Gedenkstätte in Hyde Park, Bundesstaat New York.