Im Garten des Ökumenischen Zentrums in Genf befinden sich seit 1991 zwei Segmente der Berliner Mauer, wovon eines liegend platziert wurde. Während dieses von Thierry Noir gestaltet wurde, ist das stehende Mauerstück mit heute weitgehend verblassten Graffiti unbekannter Herkunft bemalt.
Die Initiative, die Segmente nach Genf zu holen, war von der bis 2014 im Ökumenischen Zentrum ansässigen Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) ausgegangen, die sich damit symbolisch als „ökumenischer Mauerspecht“ betätigen, aber auch auf die eigene Rolle bei der friedlichen Überwindung der Trennung Deutschlands und Europas hinweisen wollte: Nach dem Zweiten Weltkrieg von führenden Kirchenvertretern gegründet, hatte die KEK stets versucht, die Zusammenarbeit der Kirchen über die politische Spaltung zwischen Ost und West hinweg aufrechtzuerhalten und zwischen den politischen Systemen zu vermitteln.
Um an die beiden Mauerteile zu kommen, hatte die KEK zunächst beim „Kuratorium zur Verwendung der Erlöse aus dem Verkauf von Segmenten der Berliner Mauer“ angefragt, welches im Frühjahr 1990 von der letzten DDR-Regierung beauftragt wurde, die Einnahmen aus den Verkäufen von Mauersegmenten durch das DDR-Außenhandelsunternehmen Limex dem Gesundheitswesen der DDR zuzuführen. Letztlich sorgte allerdings das nach der Wiedervereinigung für die Verteilung der Mauerreste zuständige Verteidigungsministerium in Bonn dafür, dass die beiden Teile in die Schweiz kamen. Die Verwaltung des Ökumenischen Zentrums musste lediglich etwa 7.000 Schweizer Franken für den Transport und die Aufstellung aufbringen.
Die Einweihungszeremonie der Mauerteile fand am 23. September 1991 während des Treffens des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen in Form einer Andacht statt, die von vier Repräsentanten internationaler Kirchenorganisationen durchgeführt wurde: Emilio Castro, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Jean Fischer, Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen, Sarah Stephens, Vertreterin des Reformierten Weltbundes, und Kaanaeli Makundi, Vertreter des Lutherischen Weltbundes. Gesegnet wurden die Mauerstücke durch Aram Keshishian als Vertreter der Armenisch Apostolischen Kirche. Während der Zeremonie erinnerten die Geistlichen an die vielen weiterhin bestehenden sichtbaren und unsichtbaren Grenzen und Barrieren zwischen den Menschen auf der ganzen Welt.