Im Sommer 1990 reiste der indonesische Künstler Teguh Ostenrik, der in den 1980er Jahren an der Hochschule der Künste in Berlin-Charlottenburg studiert hatte, nach Berlin. Ein halbes Jahr nach dem Mauerfall war das geschichtsträchtige Bauwerk, das Ostenrik während seiner Studienzeit zusammen mit West-Berliner Freunden bereits nächtens mit Graffiti besprüht hatte, nahezu verschwunden. Er wandte sich an die DDR-Behörden, um einige Segmente zu kaufen und auf diese Weise für die Nachwelt zu sichern. Ostenrik wurde an die mit dem Mauerverkauf beauftragte Firma Limex verwiesen. Dort entschied er sich für vier bemalte Teile. Nachdem der Kauf abgeschlossen war, wurden die Segmente in die indonesische Hauptstadt verschifft. Dort angekommen, wandte sich Ostenrik an die Stadtverwaltung von Jakarta, die er von seinen Plänen für ein Mauerdenkmal überzeugen konnte. Mit seiner Installation „Grenzüberwindung“ will Teguh Ostenrik sowohl Teilung als auch Vereinigung thematisieren:
„Die vier Mauersegmente sollen von zwölf bis vierzehn lebensgroßen Stahlskulpturen umgeben werden. Sie repräsentieren den nach Freiheit drängenden Menschen unabhängig der gegebenen Hindernisse. Und seien sie nur physischer Art, gleich denen der Berliner Mauer. Die DDR Bürger/-innen waren nach wie vor sehr daran interessiert, hinüberzugehen. Auf mentale Art und Weise hat die Mauer hingegen nicht für sie existiert. Die Menschen lebten fast wie in einer Fata Morgana, denn ihr Wissen über die Ereignisse und das Leben in West-Berlin war fundierter als über ihr eigenes Leben in der DDR. Somit hat der Geist die Grenze durch und durch überwunden. Die Weichheit und Flexibilität der Menschen wird in den Skulpturen durch Biegungen jeder einzelnen Stahlplatte dargestellt. Der menschliche Wille hingegen durch das Material, der hart ist wie Stahl.“
Die Stadtregierung sorgte zunächst für eine Anschubfinanzierung, doch als die Mittel aufgebraucht waren, kam das Vorhaben zum Erliegen. Neue Hoffnung brachte die 1994 abgeschlossene Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Jakarta. Im Gegenzug für Wirtschaftshilfe versprach die Regierung der indonesischen Hauptstadt einen „Berliner Platz“ einzurichten, auf dem auch die Mauerteile eine neue Heimat finden sollten. Doch das Vorhaben zerschlug sich erneut. Der Inselstaat wurde von der Wirtschaftskrise der 1990er Jahre stark getroffen, sodass die Gelder für die Umsetzung versiegten. Auch der Berliner Senat sah sich außerstande, das Projekt voranzutreiben.
27 Jahre lang verweilten sowohl die Segmente als auch die stählernen Menschenskulpturen im Atelier des Künstlers. Die Gouverneurswahl in Jakarta nahm Ostenrik dann im Jahr 2016 zum Anlass, erneut einen Versuch zur Realisierung des Projektes zu starten. Während des Wahlkampfes wurde der christliche und chinesischstämmige Gouverneur Basuki Tjahaja Purnama der Blasphemie beschuldigt und anschließend zu zwei Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde Verunglimpfung des Korans vorgeworfen. Der Prozess gegen ihn erfuhr internationale Aufmerksamkeit und entfachte über die Landesgrenzen hinaus Diskussionen um den Stand der Religionsfreiheit in Indonesien. Ostenrik wandte sich nach der Verurteilung des Politikers im Frühjahr 2017 gemeinsam mit dem Architekten Yoris Antar an den neuen Gouverneur der Stadt, Djarot Saiful Hidayat, der das Projekt begrüßte. Wenige Monate später, im September 2017, wurde Ostenriks Installation im Kalijodo-Park in Nord-Jakarta aufgestellt und anlässlich des Tags der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2017 eingeweiht. Die Installation „Grenzüberwindung” besteht wie angedacht aus vier bemalten Mauersegmenten und 14 Stahlfiguren.