Ein großer aufgerissener Mund ruft den Besuchern des Imperial British War Museum in London: „Change your life“ („Ändere Dein Leben“) zu. Dieses Graffito des Mauerkünstlers Jürgen Große alias Indiano ist auf einem Mauersegment zu sehen, das sich seit Beginn der 1990er Jahre außerhalb des Museums im Geraldine Mary Harmsworth Park befindet. Wie die Museumsverwaltung mitteilte, stammt das Stück direkt vom Brandenburger Tor und wurde von einem Spender, dessen Name nicht bekannt werden soll, gestiftet. Mit einiger Wahrscheinlichkeit handelte es sich um den britischen Kunstmäzen, Lord Peter Palumbo, der es 1994 zusammen mit anderen Segmenten in London erstanden hatte.
Im Inneren des Museums findet man im Ausstellungsbereich „Nachkriegskonflikte seit 1945“ ein weiteres kleineres Mauerstück. Die Teilung Berlins steht hier in einer Reihe mit der Suez-Krise 1956, den Kriegen in China, Korea und Vietnam, der Entkolonisierung Afrikas und dem Golfkrieg. Der unscheinbare Mauerbrocken, auf dessen Oberseite noch Reste schwarzer Farbe zu erkennen sind, hat eine interessante Geschichte. Er wurde im November 1989 von einem Offizier der britischen Militärpolizei in der Invalidenstraße „sichergestellt“. Die britische Militärregierung von Berlin fertigte am 20. November 1989 ein Bestätigungsschreiben aus, in dem die Echtheit des Mauerteiles bekräftigt wurde. Wenig später kam es von Berlin ins Londoner Außenministerium. Zusammen mit dem Echtheitszertifikat schenkte es der damalige Außenminister Douglas Hurd am 5. Dezember 1989 dem Londoner Kriegsmuseum. Die britische Militärpolizei, die sich später auch beim Abriss der Grenzanlagen beteiligte, bescherte dem Museum noch ein anderes eindrucksvolles Zeugnis des Mauerfalles. Ein Kamerateam hatte im November und Dezember 1989 die Vorgänge an der Grenze zum Britischen Sektor gefilmt. Besonders die Ereignisse um das Brandenburger Tor wurden so in eindrucksvollen Bildern festgehalten.