Im Garten des dänischen Künstlers Jens Galschiøt stehen zwei etwa zwei Meter hohe und von rostigem Stahlgitter durchzogene Bruchstücke der Berliner Mauer. Eigentlich sollten sie zu einem Mauerdenkmal zusammengefasst werden, doch dazu kam es nicht. Der international anerkannte Bildhauer war von den Bildern des Mauerfalles am 9. November 1989 so beeindruckt, dass er unbedingt eine Skulptur zur Erinnerung an dieses historische Ereignis gestalten wollte. Berlin stand im Mittelpunkt des Weltgeschehens und das Bedürfnis, die Aufbruchstimmung und Euphorie in einem Denkmal festzuhalten, war groß. Galschiøt wandte sich noch im November 1989 an die beiden Bürgermeister der geteilten Stadt Berlin, die seiner Bitte, ihm einige Segmente der Berliner Mauer zu überlassen, aufgeschlossen gegenüberstanden. Im Dezember hatte die DDR-Regierung jedoch beschlossen, die Reste der ehemaligen Grenzanlage so teuer wie möglich zu verkaufen. Deshalb wurde auch Galschiøt an die mit der Vermarktung beauftragte West-Berliner Firma LeLé Berlin Wall Verkaufs- und Wirtschaftswerbung GmbH vermittelt. Die dort geforderten Preise zwischen 40.000 und 90.000 D-Mark konnte der Künstler nicht aufbringen. So wandte er sich erneut an die Bürgermeister und erreichte schließlich die kostenlose Übereignung von zwei Teilen der sogenannten Hinterlandmauer.
Am 18. Juni 1990 wurden die Mauerteile in Berlin übergeben. Galschiøt nutzte diese Gelegenheit, um seinen Entwurf des zukünftigen Denkmals der Öffentlichkeit zu präsentieren: Auf einer Grundfläche von 25 mal acht Metern bewegen sich Menschen als halbe Torsi auf die Mauer zu und werden erst nach deren Überwindung vollständig und verstreuen sich in alle Richtungen. Mit der Umsetzung dieser symbolträchtigen Idee begann der Künstler kurz darauf in seinem Atelier in Dänemark. Inzwischen war die erste Euphorie über den Mauerfall abgeebbt. Für die Umsetzung des ambitionierten Vorhabens ließen sich immer schwerer Sponsoren finden. So musste der ursprüngliche geplante Denkmalsentwurf um mehr als die Hälfte verkleinert werden. Doch auch die kleine Version wollte in Berlin niemand aufstellen. Galschiøt wandte sich deshalb im Oktober 1990 an Willy Brandt, um der Idee neuen Auftrieb zu geben. Der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin und ehemalige Bundeskanzler unterstützte das Projekt ideell, konnte aber ebenfalls keine Mittel bereitstellen.
Die Behörden der wiedervereinigten Stadt waren unterdessen damit beschäftigt, die letzten Reste der ehemaligen Grenze aus dem Stadtbild zu tilgen. Bis Ende 1990 war die Berliner Mauer abgebaut. Wie mit einigen wenigen Resten umzugehen sei und an welcher Stelle ein Denkmal gebaut werden sollte, darüber herrschte Uneinigkeit. Galschiøt stieß mit seiner Denkmalsidee auf immer weniger Interesse. Auch die großen Konzerne, die sich Grundstücke auf dem ehemaligen Todesstreifen am Potsdamer Platz sicherten, wollten das Denkmal nicht aufstellen. 1992 schickte der Künstler schließlich Miniaturmodelle seines Denkmalentwurfs an alle Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses, um von dort politische Unterstützung für sein Denkmalsvorhaben zu erhalten. Allein das Mauermuseum – Museum „Haus am Checkpoint Charlie“ erklärte sich bereit, das Modell zumindest in seiner Ausstellung zu zeigen. Als sich zwei Jahre später auch die Pläne, sein Kunstwerk an einem der letzten Wachtürme am Schlesischen Busch an der Grenze zwischen Treptow und Kreuzberg aufzustellen, zerschlugen, gab Galschiøt seine Bemühungen schließlich auf.
Neben den beiden Mauersegmenten, die heute unter freiem Himmel langsam verwittern, sind auch einige der Menschenskulpturen in der Werkstatt des Künstlers eingelagert und warten darauf, dass sich doch noch die Möglichkeit für den Denkmalbau findet.