Den wohl schönsten Ausblick hat das Mauerteil vor der Ronald Reagan Präsidentenbibliothek. Es steht hoch auf einem Hügel über der Stadt Simi Valley in Kalifornien. Von hier aus sind bei gutem Wetter die kalifornische Küste und der Pazifik zu sehen. Als der ehemalige Präsident Ronald Reagan am 12. April 1990 das Mauerteil in Empfang nahm, war die ihm geweihte Ruhmeshalle noch im Bau. Für mehr als 55 Millionen US-Dollar entstanden hier ein Museum und eine Bibliothek, die dem Leben und Wirken Reagans gewidmet sind. Zur feierlichen Einweihung am 4. November 1991 kamen erstmals fünf US-Präsidenten zusammen: Richard Nixon, Gerald Ford, Jimmy Carter, George H. W. Bush und Ronald Reagan selbst eröffneten die Anlage gemeinsam. Reagans Worte vor dem Brandenburger Tor 1987, mit denen er den sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow aufforderte, die Mauer niederzureißen, sind in die Geschichte eingegangen. Das Mauerteil sollte deshalb einen prominenten Platz bekommen. Zusammen mit einem originalgetreuen Nachbau des „Oval Office“ im Weißen Haus ist es bis heute eine der Hauptattraktionen der Reagan-Bibliothek.
Das auf der Westseite mit einem Schmetterling bemalte Mauerteil wurde von der „Berlin Wall Commemorative Group“ in New Jersey angekauft, die vormals im Auftrag der DDR-Regierung unter Hans Modrow das Mauergeschäft in den USA übernommen hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen Graffiti ist die Malerei auf Reagans Betonplatte ein Auftragswerk. Der junge Berliner Sprayer Dennis Kaun wurde im Frühjahr 1990 von der West-Berliner Mauerverkaufsfirma LeLé Berlin Wall Verkaufs- und Wirtschaftswerbung GmbH engagiert, um den Wert des unansehnlichen Mauersegmentes mit seinen Graffiti zu steigern. Über den von der Reagan Library schließlich gezahlten Preis ließ sich nichts in Erfahrung bringen.
Dass die dem Osten zugewandte Seite grau geblieben ist, hat für die Museumsmacher auch eine politische Aussage. Schließlich lag dort das Reich des Kommunismus, den der Schmetterling der Freiheit nicht erreichen konnte.
Wind und Sonne ausgesetzt, wurde das Mauerteil 1999 mit einem Schutzanstrich versehen und in einen Sockel eingelassen, der das Eindringen von Nässe verhindern soll. Schließlich soll das prominente Mauerstück auch für zukünftige Generationen als Mahnung erhalten bleiben.