Pünktlich zum 20. Jahrestag des Mauerfalles erhielt die taiwanische Stiftung Memorial Foundation of 2-28 vom Landkreis Oberhavel ein Segment der Berliner Mauer als Geschenk. Die Idee, es in einem Museum in Taipei aufzustellen, war während eines Treffens des Vorsitzenden der Stiftung Memorial Foundation of 2-28 und des Landkreises Chiayi mit Karl-Heinz Schröter, dem Landrat des deutschen Partnerlandkreises Oberhavel, entstanden.
Die Stiftung erinnert an das Massaker vom 28. Februar 1947 (daher auch 2/28 Massaker) in Taiwan. Chinesische Regierungstruppen schlugen den Volksaufstand in Taiwan mit äußerster Brutalität nieder. Den Ereignissen gingen Spannungen zwischen den neuen Machthabern vom chinesischen Festland – welche die Insel nach dem Zweiten Weltkrieg und der Kapitulation Japans besetzt hatten – und der einheimischen Bevölkerung voraus. Als erste Kolonie Japans hatte Taiwan von 1895 bis 1945 unter japanischer Herrschaft gestanden und einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erfahren. Mit der neuen chinesischen Militärverwaltung verschlechterten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse und die Lebensbedingungen der Taiwaner dramatisch, welche schließlich in einem Volksaufstand gipfelten. Trotzdem im April 1947 die Militärregierung durch eine zivile Regierung, der auch Taiwaner angehörten, abgelöst wurde, hatte das durch die chinesische Regierung ausgerufene Kriegsrecht auf Taiwan bis 1987 Bestand. 1995 gab Li Denghui als Präsident der Republik China auf Taiwan erstmalig eine offizielle Entschuldigung für das Massaker im Namen der Regierung ab. Unter dem jahrzehntelangen Kriegsrecht war ein Gedenken tabuisiert, heute ist der 28. Februar ein offizieller Feiertag in Taiwan.
Am 9. November 2009 wurde das 2,5 Tonnen schwere Mauerstück im Garten der Stiftung Taiwan Foundation for Democracy in Taipei vom ehemaligen Parlamentspräsidenten Wang Jin-pyng enthüllt. Der DDR-Bürgerrechtler Jörn Mothes nahm an der Einweihung teil und hielt eine Festrede. Mothes ist ein prominenter Vertreter der DDR-Opposition und Zeitzeuge der Friedlichen Revolution 1989/90. Zudem veranschaulichte eine von ihm mitgebrachte Plakatausstellung „20 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ der Bundesstiftung Aufarbeitung die Ereignisse zwischen 1989 und 1990 in Deutschland. Im Jahr 2011 sollte das Mauerstück in den Hof des wiedereröffneten Taipei 2-28 Memorial Museums wechseln. Das Museum widmet sich vor allem den Ereignissen um den 28. Februar 1947. Die bloße Existenz des Museums verdeutlicht einen Wandel in der offiziellen Auseinandersetzung mit der taiwanischen Geschichte und, so argumentierte die Taipei Times, außerdem eine späte Gerechtigkeit für die Opfer sowie einen symbolischen Ausgangspunkt für das „Einreißen einer taiwanischen ‚Berliner Mauer‘“, die die Segregation der verschiedenen ethnischen Gruppen manifestierte. Die vorgesehene Umsetzung des Mauerstückes fand bis heute nicht statt.