Grenzen spielen in Georgien, dem kleinen Land am Schwarzen Meer, eine große Rolle: Selbst an der Grenze zwischen Asien und Europa gelegen, stößt es im Süden an die Türkei und im Norden an Russland. Besonders mit dem großen Nachbarn im Norden verbindet Georgien eine schwierige Geschichte. Seit dem 19. Jahrhundert gehörte das Land zum russischen Zarenreich, direkt nach der Oktoberrevolution 1918 und dem Ende des Zarenreiches wurde in Georgien die Erste Republik ausgerufen und die Unabhängigkeit von Russland erklärt. 1921 besetzte die Rote Armee das Land und gliederte es 1922 in die neu gegründete Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken ein. Am 9. April 1991, noch vor dem endgültigen Zerfall der Sowjetunion, erklärte sich Georgien erneut für unabhängig. Allerdings kam es in den Regionen Abchasien und Südossetien zu kriegerischen Auseinandersetzungen, da sich diese Regionen von Georgien abspalten wollten. Bis heute zeigt das russische Militär hier hohe Präsenz und erkennt die Landesteile sogar als unabhängige Staaten an.
Deutschland war das erste Land der Europäischen Gemeinschaft, das die Unabhängigkeit Georgiens anerkannte: 1992 nahmen die beiden Länder diplomatische Beziehungen auf. Dies war auch dem damaligen georgischen Staatschef Eduard Schewardnadse zu verdanken, der in Deutschland aufgrund seiner Rolle als ehemaliger sowjetischer Außenminister während der deutschen Wiedervereinigung hohes Ansehen genoss. 2017, anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Unabhängigkeit und der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, überreichte die Bundesregierung Georgien ein Stück Berliner Mauer, das der georgische Premierminister Giorgi Kwirikaschwili bei einem Deutschlandbesuch als Symbol der georgischdeutschen Freundschaft in Empfang nahm. Am 9. November 2017, am 28. Jahrestag des Mauerfalles, wurde das Mauerstück in der georgischen Hauptstadt Tiflis symbolträchtig auf dem Europaplatz eingeweiht. An den Feierlichkeiten nahmen neben dem georgischen Premierminister und weiteren Regierungsbeamten auch die deutsche Botschafterin in Georgien sowie der georgische Botschafter in Deutschland teil. Premierminister Kwirikaschwili bezeichnete die Einweihung des Mauerstückes auf dem Europaplatz als Höhepunkt des Deutsch-Georgischen Jahres, das 2017 begangen wurde. In ihrer Ansprache erinnerte die deutsche Botschafterin in Georgien, Heike Peitsch, an die Ereignisse des Mauerfalles sowie an die Auswirkungen, die die Öffnung der innerdeutschen Grenze und die deutsche Wiedervereinigung auf die gesamteuropäische Geschichte hatten. Der georgische Botschafter in Deutschland, Lado Tschanturia, betonte in seiner Rede, dass das Geschenk ein besonderes Symbol für Frieden, Freiheit und Einigkeit sei.