Seit dem Jahr 2015 befinden sich sechs Segmente der Berliner Mauer vor dem Trondheim Kunstmuseum Gråmølna. Anlässlich des 26. Jahrestags des Mauerfalls erhielt der Künstler Lars Ø. Ramberg einen Auftrag von der Stadt Trondheim und erschuf daraufhin die aus den Mauersegmenten und dem Schriftzug „SALE“ bestehende Skulptur. Der 1964 in Oslo geborene, jedoch seit vielen Jahren in Berlin arbeitende Künstler bezieht sich mit seinem „Kapitalistischer Realismus“ genannten Kunstwerk auf die gleichnamige Bewegung der deutschen Künstler Gerhard Richter, Konrad Fischer, Sigmar Polke und Manfred Kuttner in den 1960er Jahren. Diese beleuchtete kritisch den westdeutschen Kapitalismus und die Konsumkultur. Richter selbst floh 1961, im Jahr des Mauerbaus, nach Düsseldorf.
Mit der Mauerskulptur „Kapitalistischer Realismus“ kritisiert Ramberg die Kommerzialisierung der Kunstwelt sowie des historischen Erbes wie der Berliner Mauer. Er setzt sich mit der Ambivalenz zwischen Idealismus und Kapitalismus in unserer heutigen Welt auseinander: Im Fall des Kunstmuseums Gråmølna befand sich vorher eine Suppenküche, die später zu einer Polizeistation umgebaut wurde. Im Zuge einer Aufwertung der Nachbarschaft wurde das umliegende Hafengelände samt Luxusapartments und Yachtanlegehäfen umgestaltet, was auch eine Umbenennung des Viertels von Gråmølna (Graue Mühle) zu Solsiden (Sonnenseite) zur Folge hatte.
In dem jüngeren Abriss der Berliner Mauerteile zum Bau von Immobilien sowie dem Ausverkauf der Segmente an u. a. Großunternehmer sieht er eine Analogie zum Prozess der Gentrifizierung in Trondheim. Die Berliner Mauer als das Symbol für die Erringung der Freiheit sei nun ein Beispiel für die Käuflichkeit eben dieses Symbolwertes geworden. Durch den Kauf der Mauersegmente und die Erstellung der Skulptur inszeniert sich der Künstler als Teil dieses Problems.