Ein schwerer Taifun ließ am 2. Juli 1873 das deutsche Handelsschiff J. R. Robertson vor der Küste der japanischen Insel Miyako-jima zerschellen. Die Bewohner des kleinen Küstendorfes Ueno wagten sich trotz der stürmischen See mit ihren Booten auf das Meer hinaus und konnten schließlich alle acht Besatzungsmitglieder vor dem Ertrinken retten. Die deutschen Seeleute wurden bei den Fischern aufgenommen. Einen Monat später konnten sie mit einem Schiff auf das Festland übersetzen und die Heimreise antreten. Der deutsche Kaiser Wilhelm I. zeigte sich von der Rettungsaktion tief beeindruckt. Als Dank stiftete er einen Gedenkstein, der bis heute im Hafen von Hirara zu sehen ist.
Mehr als 120 Jahre später wurde diese Episode zum Anlass genommen, um in dem kleinen Fischerdorf Ueno ein deutsches Kulturdorf einzurichten. 1987 wurde in der Gemeindeverwaltung die Idee dafür geboren. Nachfahren der japanischen Fischer, die die deutschen Seeleute gerettet hatten, reisten nach Deutschland, um sich Inspirationen zu holen. Beeindruckt vom Schloss Mainau auf der gleichnamigen Blumeninsel im Bodensee wurde in Ueno ein Hotel gebaut, dessen dem Meer zugewandte Fenster auf jenes Korallenriff blicken, das dem deutschen Handelsschiff seinerzeit zum Verhängnis geworden war. Etwas im Landesinneren befindet sich das in Form einer Kirche gebaute Kinderhaus, in dessen Hof zwei originale Teile der Berliner Mauer aufgestellt wurden. Die Gemeindeverwaltung hatte sich bereits unmittelbar nach dem Mauerfall um die Segmente bemüht. Vertreter waren nach Ost-Berlin gereist und hatten dort für den stolzen Preis von 6.000.000 Yen (etwa 60.000 DM) die Teile Nr. 166 und 167 der DDR-Firma Limex abgekauft und nach Japan verschifft. Der Sonne und den starken Regenfällen in der Region ausgesetzt, wurden die Mauerteile später ins örtliche Museum umgesetzt, wo sie bis heute zu sehen sind. Hier stehen sie zusammen mit den Echtheitszertifikaten und zwei Siegeln von Limex, welche die Authentizität der beiden teuren Ausstellungsstücke beglaubigen.
Außerdem kann Ueno auch noch mit einer kompletten Fachwerkhäuserzeile aufwarten, deren Original im niedersächsischen Stade steht. Hauptattraktion ist allerdings der Nachbau der Marksburg am Rhein. Die Gemeindeväter ließen sich auch dieses Schmuckstück einiges kosten. Allerdings war der Nachbau deutlich günstiger als der ursprünglich anvisierte Kauf der Original-Marksburg und deren Transport nach Japan. Genau wie die Stadtväter in Stade wollte der Eigentümer einem Abbau des historischen Kulturerbes letztlich nicht zustimmen.