Für den belgischen Fotografen Lode Anseel ist die Berliner Mauer zur Leidenschaft geworden. Seit seinem ersten Berlinbesuch als Schüler 1977 ließ ihn das Schicksal der geteilten Stadt und ihres weltbekannten Betonwalles nicht mehr los. Als Anseel aus der Presse vom Mauerfall am 9. November 1989 erfuhr, wollte er sofort zurück nach Berlin, um die denkwürdigen Ereignisse mit seiner Kamera festzuhalten. Doch die Reise kam erst im Sommer 1990 zustande. Hier erlebte er die Schließung des berühmten Grenzkontrollpunktes Checkpoint Charlie am 22. Juni 1990. Zur Erinnerung machte Anseel unzählige Fotos und nahm einige kleine Mauerbröckchen mit nach Hause, die er für vier DDR-Mark einem Straßenhändler abgekauft hatte. 1995 eröffnete Anseel eine erste große Fotoausstellung über Berlin im belgischen Menen. Vier Jahre später und zehn Jahre nach dem Mauerfall wurden seine Bilder im Kulturzentrum „de Wissel“ in Wigene der Öffentlichkeit präsentiert. Anseels Leidenschaft war inzwischen über die Berliner Mauer hinaus gewachsen. Bei seinen Berlinbesuchen begann er alles zu sammeln, was mit der ehemaligen Grenze und der DDR zu tun hatte. Besonders hatte es ihm das ostdeutsche Einheitsauto, der Trabant, angetan. Anseel kaufte in den 1990er Jahren vier Trabis, darunter auch eine Version, wie sie bei der Nationalen Volksarmee zum Einsatz kam. Er besitzt auch einen Trabant P 50 der ersten Generation, auf dem Anseel die Unterschriften des sowjetischen Staatsoberhauptes Michail Gorbatschow, des SED-Politikers Günter Schabowski und der DDR-Eiskunstläuferin Katarina Witt vereinigen konnte. Besonders stolz ist Anseel aber auf einen Trabi, den er komplett mit Geldscheinen und Münzen aus 75 Ländern beklebt hat. Über seine Trabileidenschaft kam Anseel schließlich auch in den Besitz von zwei Mauerteilen. In der Zeitschrift „Supertrabi“ stieß er auf den Artikel eines Berliner Trabifans, der ihm den Kontakt zu einem Mauerverkäufer herstellte. Anseel überzeugte seinen damaligen Arbeitgeber, die Flanders Expo in Gent, ebenfalls ein Mauersegment zu kaufen und den Transport zu organisieren. Ein Mauerteil blieb bei der Flanders Expo, das zweite stellte Anseel in seinen Garten. Dort steht es bis heute, ergänzt um eine kleine weiße Platte auf der „ORIGINAL BERLIN WALL / POTSDA[M]MER PLATZ / HOPE, FREEDOM AND PEACE / ALL OVER THE WORLD“ („Originale Berliner Mauer / Potsda[m]mer Platz / Hoffnung, Freiheit und Frieden / auf der ganzen Welt“) zu lesen ist.